Schmales Haus in der Altstadt, Tettnang

4,88m breit, 15,78m lang und 4 Geschosse hoch, so stellte sich die schmale Fläche und Kubatur dieses Wohnhauses für eine Familie mit 2 Kindern dar. In einem Straßenzug der Altstadt aus dem 17. Jahrhundert, der um 1800 abgebrannt und wieder aufgebaut worden war, befand sich das bisherige baufällige Gebäude, das aus neuerer Zeit stammte, zwischen zwei mehrgeschossigen Wohnhäusern stehend. Einzige Bedingung der Bauherrschaft: Der Neubau sollte auch von der Hof/Gartenseite her erschlossen sein.

Die Enge des Grundstücks, die räumlichen Zwänge charakterisieren den Ort und machten aus der Bauaufgabe eine interessante Besonderheit. »Aus der Not eine Tugend zu machen«, dieser Ansatz gab dem Entwurf die entscheidende Richtung. Durchblicke ins obere Geschoss bzw. in den zweigeschossigen Erdgeschossteil geben dem Wohnbereich als Galeriegeschoss eine Spannung zwischen Begegnungs- und Rückzugsbereichen.

Die große Fläche der Haustrennwand wird nicht kaschiert, sondern durch die Lage und Konstruktion der Treppen noch verstärkt. Diese sind zwei hintereinander liegende einläufige Treppen aus Kragstufen, die den Blick sogar über 3 Geschosse nach oben oder von den Flurbereichen in das jeweils untere und obere Geschoss wandern lassen. Entlang dieser Wand ist der Blick in einer Flucht frei, von Eingang Hof bis Eingang Straße.

Über eine schrankartig versteckte, gewendelte Treppe ist das Elterngeschoss erschlossen, deren Dachterrasse einen herrlichen Blick auf den Säntis und den Bodensee bietet.
Große Bedeutung hat bei diesem Gebäude das natürliche Licht. Durch die zweigeschossige Raumhöhe der Eingangsküche auf der Hofseite, deren Luftraum in den Wohnbereich übergeht, wird das Tageslicht weit ins Innere des Hauses gelenkt.

Ein besonderes Gewicht bei dieser Planung hatte das Gewerk der Schreinerarbeiten. Auf allen Ebenen finden sich Einbauschränke nach präziser Maßanfertigung, die elegant, ohne Griffe zunächst als Wandfläche erlebt werden, gläserne Geländer, Ganzglastürelemente, Fußböden und Treppen mit Eichenholz; Schreinerarbeit auf höchstem Niveau. Die Architektursprache ist minimalistisch, gemäß dem Wunsch der Bauherrschaft.
Das Gebäude ist mit formaler Zurückhaltung in die Häuserzeile der Straße integriert.

Grundstück: 153 m², Wohnfläche 198 m², Nutzfläche 11 m², BRI 989 m³,
KFW 70-Haus, 26,5 kWh(m²*a), Fertigstellung: 2014

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